– Koha und andere Bibliothekssysteme –

In dieser Vorlesung wurden nach den Kommentaren zu den Lerntagebüchern das Thema Koha fortgesetzt. Nach einigen Installationsproblemen konnten jedoch die im Unterricht zu lösenden Aufgaben bearbeitet werden. In diesem Eintrag soll genauer auf die Software Koha und kurz auf die Themen OAI-PMH und Marktübersicht eingegangen werden.

Koha

Koha ist ein Open Source Bibliothekssystem und wird weltweit in öffentlichen, Schul- und anderen Bibliotheken eingesetzt. Entwickelt wird das Programm öffentlich von der Koha Community in den Programmiersprachen Perl und JavaScript. Der Quellcode ist über GitHub einsehbar. Die Entwicklung startete im Jahre 1999 in Neuseeland, inzwischen wurde die Software in 20 Sprachen vollstänig übersetzt, während 76 aktive Übersetzungprojekte vorliegen. Koha läuft auf dem Linux-Betriebsystem. Auf der Webseite ist eine umfangreiche Dokumentation in verschiedenen Sprachen zu finden und bietet zusammen mit dem Wiki den Bibliotheken und der Community allfällige Unterstützung. Die Community ist immernoch sehr aktiv. Jedes Jahr trifft sich die Community auf der KohaCon, welche im Jahr 2020 in Neuseeland und 2019 in Irland stattgefunden haben.

In der Vorlesung haben wir den Auftrag erhalten, mehrere Aufgaben mit Hilfe von Koha zu erledigen:

  1. Buch erfassen
  2. Benutzer anlegen
  3. Buch an der Theke ausleihen und zurücknehmen

Diese Aufgaben konnte ich alle erledigen und waren auch gut zu lösen, da wir gute Anleitungen erhielten, wie man die Aufgaben lösen soll. Somit mussten wir uns nicht mit unnötigem Suchen beschäftigen, sondern konnten uns anderen Themen widmen. Ich habe in dieser gewonnenen Zeit mein bescheidenes Wissen über winMedio genutzt, um Koha mit winMedio zu vergleichen. Hier möchte ich nun meine Erkentnisse präsentieren.

Disclaimer: Da ich nur zwei Monate innerhalb eines Fachpraktikums einen kurzen Einblick in den Alltag mit winMedio erhalten konnte und jetzt nicht mehr in dieser Bibliothek tätig bin, ist es mir nicht möglich, Screenshots für den Vergleich zu liefern. Ich hätte mir dies auch anders vorgestellt, aber wir machen jetzt das Beste draus :)

Buch erfassen

Bei Koha stehen die MARC21 Tags im Vordergrund. Zwar steht der Titel klein daneben (Beispiel bei 000: Satzkennung), jedoch wird der Tag in den Mittelpunkt gestellt. Allgemein kann festgehalten werden, dass die Buttons und Hyperlinks eher zu klein gestaltet sind. Als Beispiel kann auch das 008 Feld herangezogen werden. Dies wird zwar (gemäss Anleitung aus den Folien) direkt durch einfaches Anklicken selbst befüllt, jedoch sind das nicht irgendwelche zufällige Zahlen die eingefüllt werden, sondern handfeste Metadaten, welche korrekt erfasst werden müssen! Wenn ich also, wie jede gute zukünftige Bibliothekarin, Harry Potter und der Stein der Weisen als Übung erfassen möchte, muss ich bereits wissen, dass im Feld 008 die Sprache des Buches eingetragen wird. Bei der Standardeinstellung ist dies Englisch. Dies wäre nun natürlich falsch, denn ich möchte ja nicht Harry Potter and the Philosopher’s Stone katalogisieren, sondern Harry Potter und der Stein der Weisen. Nun gut, das Bearbeitungsfeld ist schnell gesucht und mit einigermassen durchschnittlichen technischen Kenntnissen wird dies auch gefunden. Im Pop-up können dann verschiedene Einstellungen bearbeitet werden, unter anderem auch die Sprache.

In winMedio ist die Übersicht (ironischerweise) auch nicht viel übersichtlicher. Anfangs fühlt man sich erschlagen, da sehr viele Felder angeboten werden, jedoch müssen nicht alle davon als wichtig betrachtet werden (dies ist komplett subjektiv und nicht repräsentativ). Die MARC21-Codes werden ebenfalls angegeben, sind jedoch nicht im Vordergrund. Bei beiden Tools geht das Katalogisieren schnell und einfach, wenn man weiss, wo was hin kommt und auf was zu achten ist.

Benutzer anlegen

Geht bei Koha sehr intuitiv und schnell. Auch die Schnellerfassung ist absolut praktisch und im alltäglichen Gebrauch einsetzbar. In winMedio ist es auch möglich Benutzer anzulegen, in der Stadtbibliothek Uster wurde dies jedoch über den OPAC gelöst. Den Benutzern wird ein iPad mit der bereits vorbereiteten Seite im OPAC übergeben und der Benutzer kann alle Daten selbst eintragen. So werden Rechtschreibfehler und ständiges Nachfragen verhindert. Somit wirken die Möglichkeiten des winMedios besser, jedoch stelle ich mir vor, dass die Implementierung in Koha nicht allzu schwierig wäre.

Buch an der Theke ausleihen und zurücknehmen

Das Ausleihen und die Rückgabe sind bei beiden Tools unglaublich einfach gelöst. In Koha wird ein Reiter unter der Suche geändert und bei winMedio wird mittels einem Button zwischen Ausleih und Rückgabe gewechselt. Diese Lösungen machen absolut Sinn, da in vielen Bibliotheken immernoch alle Bücher über die Theke gehen müssen. In der Stadtbibliothek Uster wird dies über Selbstausleihautomaten und einem Rückgaberegal gelöst. Dadurch hielten sich die Transaktionen dieser Art in Grenzen.

Fazit

Meiner Meinung nach sind beide Tools gut zu gebrauchen. Man merkt natürlich, dass Predata AG mit winMedio ein Produkt verkauft und nicht von einer Community entwickelt wird. Für das, dass Koha jedoch “nur” ein Open Source Tool ist, hält es sich unglaublich gut. Ich kann mir sehr gut vorstellen, Koha einer Schul- oder kleinen Dorfbibliothek weiterzuempfehlen. Einziger Kritikpunkt meinerseits ist die Handhabung der Katalogisierung bei Koha. Das Tool basiert natürlich sehr stark auf MARC21, jedoch kennt nicht jeder alle Tags auswendig und das Hyperlink-Fragezeichen ist unglaublich unauffällig, sodass es leicht zu übersehen ist.

Learnings:

  • Koha wird seit über 20 Jahren von einer aktiven Community entwickelt.
  • Obwohl Koha Open Source und nicht kommerziell, kann es in den Grundlagen mit winMedio von Predata AG mithalten.

Quellen:

Das Zeichenlimit ist hiermit leider erreicht. Jedoch möchte ich noch auf ein paar Punkte eingehen.

OAI-PMH

Kurz vor Ende der Vorlesung wurde noch eine Übung zu OAI-PMH-Schnittstellen gelöst. Diese sollen erstellte Datensätze abrufbar machen. Koha unterstützt diese dateibasierten Datenexporte und auch diverse Schnittstellen, OAI-PMH ist eine davon. OAI-PMH ermöglicht das regelmässige Abrufen von Änderungen von Datensätzen. Genauere Informationen zu diesem Thema gibt es im Beitrag zu Metadata Harvesting.

Marktübersicht

Eine zusammenfassende Tabelle über den Library Systems Report gibt einen interessanten Einblick in die Entwicklung der Bibliothekssysteme. Davon bekannt ist mir nur Rosetta, welches in der ETH Data Archive benutzt wird. Das ETH Data Archive sichert (unter anderem) Forschungsdaten, welche durch Rosetta abgespeichert werden.

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